Das war die Islandpferde-WM2019 in Berlin: 4 Reiter aus 3 Nationen kamen aus Brandenburg

Das war die Islandpferde-WM2019 in Berlin: 4 Reiter aus 3 Nationen kamen aus Brandenburg

Während der ersten Augustwoche drehte sich auf dem Gelände des Pferdesportparks Berlin-Karlshorst wieder alles um Islandpferde. Sie sind nicht nur die einzige Pferderasse, für die eine eigene Weltmeisterschaft ausgetragen wird, Islandpferde besitzen neben den Grundgangarten auch noch die Fähigkeit zu Tölt, einem sehr bequem zu sitzenden Viertakt, der von langsam bis hin zu hohen Geschwindigkeiten geritten werden kann. Manche von ihnen beherrschen zudem den Rennpass.

In den Disziplinen Töltpreis, Töltprüfung, in rasanten Passwettbewerben und Vier- oder Fünfgangprüfungen konnten sich vom 04. bis 11.08.2019 die Besten der Besten der ganzen Welt bei der Islandpferde-WM2019 in der Hauptstadt messen. Zudem fanden in diesem Rahmen auch Zuchtprüfungen statt. Die besten Islandpferde der Welt und tausende Fans und Interessierte aus 17 Nationen fanden sich dazu in Berlin ein. Die zahlreichen freiwilligen Helfer stammten nicht nur aus dem deutschsprachigen Raum, sie nahmen teilweise lange Anreisezeiten in Kauf, um aus Australien oder Ägypten zu kommen – eine Islandpferde-WM verbindet. Eigens für die WM2019 wurde in der Trabrennbahn Karlshorst ein meisterliches Gelände mit zwei Ovalbahnen, einem Abreiteplatz und einer Passbahn erbaut.

Stafettenreiter legten über 1.400 km zurück

Vor Beginn der Islandpferde-WM2019 starteten die Stafettenreiter in den Niederlanden. Es ist Tradition, dass der Stafettenstab vom letzten Austragungsort einer Weltmeisterschaft zum nächsten gebracht wird ­– natürlich zu Pferd. Also machten sich die Wanderreiter in Oirschot auf und brachten den Stafettenstab nach Berlin. Sie durchstreiften dabei tagelang auch unsere Region. Das größte Highligt dieses mehr als 1.400 km langen Ritts, den einige gesamt absolvierten, war wohl die Teilstrecke mitten durch Berlin. Daran nahmen natürlich neben den Langstreckenreitern auch Reiter aus nah und fern Teil, sodass die gesamt 100 Pferde einen spektakulären Anblick boten, als sie sich von der Siegessäule in Richtung Brandenburger Tor aufmachten. Die feierliche Übergabe des Stabes im Stadion läutete dann die Weltmeisterschaft und somit den sportlichen Teil ein.

Beggi Eggertsson mit isländischem Teamgeist

Bei den Sport-Prüfungen ging es dann um die Weltmeistertitel. Aus unserem Landesverband starteten gleich vier Teilnehmer, so auch Beggi (eigentlich Bergþór) Eggertsson. Der Islandpferdesportler lebt mit seiner Frau Vicky Eggertsson auf dem Lotushof in Schönfeld bei Beelitz. Er schaffte es, sich für das Team Iceland zu qualifizieren und hatte als einziger Isländer wohl eine recht kurze Anreise zur diesjährigen Weltmeisterschaft. Beggi hatte gleich zwei Pferde dabei, Besti frá Upphaf und Dynfari frá Steinnesi. Beide sind ausgezeichnete Rennpasser im Weltklasseformat. Dynfari hat er allerdings seinem isländischen Teamkollegen Teitur Árnarson für diese Weltmeisterschaft zur Verfügung gestellt. Das ist der isländische Teamgeist, der aber auch auf die anderen Nationen im Islandpferdesport übergreift.

Ob Beggi sich wohl geärgert hat, dass Teitur dann zweizehntel schneller als Beggi war und sich somit den Meistertitel mit Dynfari im Passrennen über 250 Meter, der sogenannten P1, geholt hat? Wir glauben, Beggi hat sich eher gefreut, dass sein Pferd auch mit einem anderen Reiter so erfolgreich unterwegs war. Wie gesagt, der isländische Teamspirit ist ansteckend. Zudem war Beggi ebenfalls sehr schnell und erfolgreich auf der Strecke mit Besti unterwegs. Dadurch sicherte er sich die Bronzemedaille in der P1. Zwar zählt die Medaille für Island, doch nun wird diese in seiner Wahlheimat Beelitz verweilen: Damit ist das ein toller dritter Platz für unsere Region.

Vicky Eggertsson erreichte das B-Finale im Fünfgang

Neben Beggi ging seine Gattin Vicky auf der Weltmeisterschaft an den Start. Als deutsche Staatsbürgerin startete sie natürlich für Team Germany. Und das in ihrer Paradedisziplin, der Fünfgangprüfung. Und auch sie war sehr erfolgreich. Bei dem unglaublich starken Starterfeld in dieser Prüfung, bei der man alle 5 Gangarten präsentieren muss, konnte sie sich behaupten und zog in das B-Finale ein. Im Islandpferdesport ist es immer so, dass man bei den Ovalbahnprüfungen eine Vorentscheidung reitet. Die besten 5 ziehen dann in das A-Finale ein und kämpfen dann dort um den Sieg. Platz 6 bis 10 bekommen aber auch noch eine zweite Chance und dürfen ihr Können im B-Finale ein weiteres Mal unter Beweis stellen. Derjenige, der in diesem B-Finale die höchste Note erreicht, darf schließlich in das A-Finale einziehen und hat somit die Chance auf den Meistertitel. Vicky erritt letztendlich einen guten 9. Platz.

Viktoria Große aus Beelitz mit guten Zeiten

Auch andere Reiter aus unserem Landesverband konnten auf der WM2019 an den Start gehen. Viktoria Große ist keine Unbekannte im Islandpferdesport. Ihre Liebe zu Islandpferden entbrannte bei den Meisterschaften auf Eis, der IceHorse, die immer wieder im Eisstadion in Berlin stattfindet. Ihr Haupttalent entdeckte sie in den rasanten Passrennen. Sie durfte sich bereits 2018 über einen Meistertitel bei der Deutschen Meisterschaft freuen. Auch dieses Jahr fielen sie und ihr Pferd Krummi vom Pekenberg mit konstant hohen und schnellen Leistungen auf. Daher schaffte es die junge Beelitzerin, sich über die Qualifikationsturniere im Vorfeld einen Platz im deutschen WM-Team zu sichern. Alleine das ist schon eine tolle Leistung. Denn es gibt viele gute Reiter, die gerne im Team dabei wären, doch nur 18 von ihnen aus Deutschland durften nach Berlin reisen. Viktoria Große zeigte sich bei der WM2019 in guter Form und freute sich über ihre Zeiten und eine gute Platzierung: Im Speedpass P2 über 100 m erreichte Sie den 9. Platz. Im Passrennen P1 über 250m erreichte sie einen guten 12. Platz. In der Passprüfung PP1 erhielt sie eine Note von 6.92 und damit den 13. Platz.

Isabella Gneist für USA als Young Rider am Start

Isabella Gneist, ebenfalls ansässig in Beelitz und Mitarbeiterin des Lotushof von Vicky und Beggi Eggertsson, startete für die USA als Young Rider. So bezeichnet man jene Reiterinnen und Reiter, die unter 21 Jahre alt sind. Sie starten zwar gemeinsam mit den Erwachsenen in den Vorentscheidungen, doch die Finals werden getrennt geritten. Mit dem isländisch gezogenen Axel frá Ármóti ging sie in der Töltprüfung T2 an den Start, konnte sich aber mit einer Gesamtwertung von 5,83 nicht für die Finals qualifizieren.

Viel zu erleben neben dem Sport

Die Islandpferdeweltmeisterschaft war aber nicht nur ein sportliches Schmankerl. Auch das Messegelände bot täglich tolle Angebote, spannende Vorträge, Spiel und Spaß für Kinder, Verkostungen von isländischen Speisen und viele interessante Informationen Rund um die Herkunft der Pferde und der Rasse des Geschehens. So konnte man sich kurzzeitig nach Island versetzen lassen, wenn man die virtuell Reality Brillen am Stand von „Horses of Iceland“ aufsetzte, oder alles über die Farbvielfalt der Islandpferde durch einen Vortrag über Farbzucht lernen. Und wer einfach nur Ausrüstung für sein Pferd kaufen wollte, kam hier auch voll auf seine Kosten. Isländische Abende, der große Showabend mit Stars der Cavalluna, rasanten Kutschrennen, traumhaften Hengsten und einer Quadrille unseres Landesverbandes Berlin-Brandenburg, sowie die musikalischen Höhepunkte mit Helgi Björns, der den Song der Weltmeisterschaft schrieb, rundeten die weltmeisterliche Veranstaltung ab.

14 Medaillen gehen nach Deutschland

In den Sportprüfungen dieser Islandpferde-WM2019 wurden 18 Meistertitel vergeben, jeweils 9 bei den Erwachsenen und 9 bei den Young Rider. Zudem wurde ein Feather Prize, eine besondere Auszeichnung für besonders harmonisches und federleichtes reiten vom Islandpferde-Weltverband, der FEIF, vergeben. Diese Ehre ging dieses Jahr an Bernhard Podlech aus Marxzell-Burbach im Schwarzwald, der mit seiner Stute Keila vom Maischeiderland besonders schöne Ritte präsentierte.

Den Medaillenspiegel führte am Ende des wichtigsten Turnieres Deutschland mit 14 Medaillen, davon 5 Mal Gold, an. Punktetechnisch war aber Island mit 7 Goldmedaillen vorne. Alle von den Teammitgliedern errittenen Punkte werden hier zusammengerechnet und das punkthöchsteTeam erhält die Team Trophy. Dass Island da so weit vorne war lag natürlich auch an den überragenden Leistungen der beiden Lotushofpferde im isländischen Team. Und damit fällt ein wenig des Glanzes dieser Team Trophy, die auf der WM2019 verliehen wurde, auch auf das brandenburgische Beelitz ab.

Insgesamt waren 152 Pferde für die Weltmeisterschaft in Berlin angemeldet. Gleich 5 davon werden in Beelitz gehalten und trainiert:  Eine Region, zwei Medaillen, drei Nationen, vier Reiter und fünf Pferde – ein recht guter Schnitt für Brandenburg und damit auch für unseren Landesverband!

Text: Nadine Engel

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