Freizeit trifft Sport – Sport begeistert Freizeit

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WC Oirschot 2023, schöne Pferde überall

Wer in den Brandenburger Plains dem Wanderreiten zugetan ist, brennt nicht unbedingt für den großen Isi-Sport und ist recht weit davon entfernt, aus der „Sandbüchse“ den weiten Weg zur WM nach Holland anzutreten. Bus, Bahn, Bahn, Verspätung, Bahn fast verpasst, Taxi viel zu teuer, dann schwarz Taxi gefahren, Ankunft im netten Airbnb. Insgesamt 1200 km.

Mit dem Pferd wäre es dann doch zu weit gewesen. Von den vielen Kilometern hatten wir drei Stafettenreiterinnen sechs Wochen zuvor 125 km absolviert. Wir waren im strömenden Regen mit der Stafette und enthaltener Grußbotschaft für die Veranstalter am Brandenburger Tor in Berlin, dem Austragungsort der letzten Islandpferde Weltmeisterschaft, gestartet. An der Sachsen-Anhaltinischen Grenze übergaben wir den Staffelstab an die Sachsen, Sachsen-Anhaltiner und Thüringer und lernten diese netten Menschen bei einem gemeinsamen Abendessen ein bisschen kennen. Pläne für 2024 wurden geschmiedet und dann mussten sie weiter. Bis zur holländischen Grenze war der Weg noch weit. Viele weitere Wanderreiter:innen in Niedersachsen, NRW und… übergaben nach > 40 Etappen die Stafette an die Holländer:innen, und diese übergaben sie Anfang August an die Veranstalter.

Dem liegt der Gedanke zugrunde, die Freizeitreiter:innen, die im Vergleich zu den Sportreiter:innen so viel mehr sind, ein bisschen in das WM-Geschehen mit einzubinden. Da unser Ritt viel zu schnell zu Ende war und wir neugierig auf die anderen noch unbekannten Wanderreiter:innen waren, beschlossen wir kurzerhand zur WM zu fahren und dort die Gleichgesinnten beim vom IPZV-Dachverband im FEIF-Zelt organisierten Stafettenreiter:innen-Treffen am Freitagnachmittag kennen zu lernen. Bei Sekt, Gebäck und freundlichen Worten trafen wir uns.  

Schnell aber war unsere Buschreiter-Mentalität abgelegt, und das WM-Fieber mit so vielen herrlichen Pferden und Ritten und Geschichten erfasste uns. Hoch oben auf der Tribüne übten wir uns im Fachsimpeln, staunten, lachten und jubelten. Die Vorläufe in der V1 und F1 und den ersten Passwettbewerb hatten wir genau wie die Zuchtprüfungen für 5/6/7-jährige Stuten und Hengste verpasst. Nun wurde es bei den T1 und der T2 ernst und speziell die letztgenannte Prüfung zog uns in ihren Bann. Herrliche Ritte und eine Leichtigkeit, die so schwer sein muss und doch so federleicht aussieht, begeisterten uns. Schnell hatten wir unser Herz an Susanne Birgisson und ihre Stute Króna verloren, die, wie wir dachten, ins WM-Team nur nachnominiert worden war -was sich als falsch herausstellte- und die uns zu dem Song „Girls, girls, girls“ sprichwörtlich von den Stühlen rissen. Verdientermaßen wurde sie am Sonntag nicht nur Vizeweltmeisterin in der T2, sondern erhielt auch den Feather Price für besonders schönes Reiten. Auch für unsere Brandenburger Reiterin Vicky Eggertsson und ihren Gandur schlugen natürlich unsere Herzen höher. In bekannter federleichter Manier absolvierten sie einen tollen Ritt. Sehr schön und mit Gold-Medaillen bedacht ritten auch Frauke Schenzel (V1) und Lena Becker (T2YR). Des weiteren gab es 5x Silber und 5x Bronze für das deutsche Team. Island blieb unangefochten und erritt elf Weltmeistertitel. Das Team Dänemark erhielt die Goldmedaille für die beste Mannschaftswertung.

Aber so eine WM ist nicht nur eine WM, sondern auch kleines Festival. Wenn man tagsüber gerade keine Ritte anschaut, trifft man sich, isst, trinkt und shoppt in den reichlich bemessenen Pausen oder legt sich auf die Wiese, und am Abend tanzt man bei prima Live-Musik auf der Gastro-Terrasse oder im Zelt bis in die Puppen. Die Holländer, die können! Feste organisieren. Bravo! Der Einmarsch der 500 Helfenden am Sonntag kurz vor den letzten Finals legte nochmals ein eindrucksvolles Zeugnis davon ab.

Und wenn es dann im zum Teil sehr lauten Stadion mit Gegröle und Musik auf Bitten der Sprecherin zu den Passritten ganz still wurde, dann denke ich, was tun wir unseren Pferden nur an, die eigentlich dafür gemacht sind, mit ihren Kumpels auf der Wiese zu stehen, und deren Gleichmut und freundliches Wesen uns erlaubt, sie gleichermaßen im „kochenden“ Stadion oder in den Brandenburger Plains zu reiten.

Deike Schacht

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